Interview

 

 

Julia von Heinz

Foto von Julia von Heinz bei Dreharbeiten

Ihr Debütfilm „Dienstags“ bekam gleich zwei Preise auf dem Bundes.Festival.Film [ehem. Bundesfestival Video]. Heute ist Julia von Heinz eine renommierte Filmregisseurin und Drehbuchautorin. 2009 erhielt sie den Deutschen Filmpreis. Die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Generationen beschäftigten sie nicht nur in ihrem ersten Film, sondern auch in „Hannas Reise“, der 2013 in die Kinos kam.

Als Jurymitglied, Ehrengast und Laudatorin blieb sie mit dem Wettbewerb Deutscher Generationenfilmpreis [ehem. Video der Generationen] und dem Bundes.Festival.Film. weiterhin verbunden. Wir haben Julia von Heinz über ihren Weg zum Film befragt und dabei nicht nur spannende Geschichten erfahren, sondern auch echte Insider-Tipps.

 

"Niemand wartet auf einen neuen Film"

Wie kamen Sie zum Film?

Als Regisseurin bin ich Autodidaktin. Ich kam über die Mediengestalter-Ausbildung beim WDR dazu, mich mit Film zu beschäftigen. Zunächst habe ich erwogen als Kamerafrau zu arbeiten, habe auch viel geschnitten. Letztlich merkte ich aber doch, dass ich Geschichten erzählen möchte, und so begann ich Kurzfilme zu schreiben und als Regisseurin umzusetzen: Learning by doing.

Nachdem ich vier Kurzfilme gemacht und auch schon ein erstes Langspielfilmdrehbuch geschrieben hatte, machte ich die Bekanntschaft mit Rosa von Praunheim, der mein wichtigster Mentor wurde. Wichtig war auch die Begegnung mit der Redakteurin Andrea Hanke vom WDR, die mir die Chance gab, mein Langspielfilmdebüt „Was am Ende zählt“ zu drehen. Mittlerweile habe ich drei Filme mit ihr gemacht.

Mit Tom Tykwer, Chris Kraus, Robert Thalheim und Axel Ranisch drehten Sie 2012 den Film „Rosakinder“. Wie hat Sie die Zeit als künstlerische Mitarbeiterin bei Rosa von Praunheim geprägt?

Seit ich an der HFF – Hochschule für Film und Fernsehen, Potsdam – seine Assistentin war, bespreche ich alle meine Stoffe mit Rosa und zeige ihm auch Rohschnitte meiner Filme, um seine Meinung zu hören. Er ermutigt mich, bei mir zu bleiben und nicht zu früh an das Publikum zu denken, das den Film einmal sehen wird.

2001 waren Sie mit dem Film „Dienstags“ Preisträgerin beim Deutschen Generationenfilmpreis. Was war Ihnen in der Darstellung unterschiedlicher Generationen wichtig?

„Dienstags" war meine erste Arbeit mit Schauspielern und ich hatte große Angst vor ihnen. Eva Ebner, die damals schon über 80 war und auf ein ganzes Filmleben zurücksah, hat mir viel Mut gemacht und mich in meiner Art zu arbeiten bestärkt. Diese Begegnung zwischen zwei Generationen war also gleich prägend. In meinem aktuellen Film „Hannas Reise“ werden drei Generationen dargestellt, die in Gegenbewegungen aufeinander reagieren. Man kann schwerlich eine Generation darstellen, ohne die vor ihr zu kennen.

Wie schätzen Sie die deutsche Filmlandschaft im Hinblick auf Möglichkeiten für den Filmnachwuchs ein?

Wir leben in einer luxuriösen Situation: Es gibt eine beachtliche Nachwuchsförderung, zahlreiche Preise für junge Filmschaffende, viele Filmhochschulen und ein großes Interesse an dem, was der Nachwuchs macht. Kaum ein Land ist so gut ausgestattet mit Filmförderung wie Deutschland. Und es gibt auch zahlreiche Leute, die sogar ohne Förderung großartige Filme machen.

Als Sie 2008 als Ehrengast und Laudatorin beim Bundes.Festival.Film. waren, hatten Sie den Durchbruch als Drehbuchautorin und Regisseurin bereits geschafft. Welche Ratschläge können Sie jungen Filmemachern geben?

Wenn man einen Film fertig gemacht hat, geht die Arbeit erst richtig los: Niemand wartet auf einen neuen Film, sondern man muss ihn unter die Leute bringen! Der Deutsche Jugendfilmpreis [ehem. Deutscher Jugendvideopreis] und der Deutsche Generationenfilmpreis waren damals für mich die erste wichtige Plattform.

Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Es stehen zwei Biopics über die großen Fernsehstars Hape Kerkeling und Hans Rosenthal an: Zwei Giganten der Unterhaltung an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihnen werde ich die nächsten zwei Jahre widmen.

 

Weitere Infos

Einen Ausschnitt aus dem prämierten Spielfilm "Dienstags" finden Sie im Wettbewerbs-Archiv, weitere Informationen zu Julia von Heinz sowie Infos zu ihrem Film "Hannas Reise" auf ihrer Homepage kings-and-queens-filmproduktion.de.

 

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