Interview

 

 

Horst Orlich

Horst Orlich ist seit 2004 Teilnehmer und mehrfacher Preisträger des Deutschen Generationenfilmpreises [ehem.: Video der Generationen]. Beim Bundes.Festival.Film. [ehem.: Bundesfestival Video] ist er regelmäßig zu Gast und oft im Gespräch mit jungen Filmschaffenden anzutreffen. Mit kritischem Blick thematisiert er gesellschaftliche Zu- und Missstände – und das pointiert, bissig und humorvoll. Wir haben Herrn Orlich zur Entstehung seiner Filme und zum Wettbewerb befragt.

 

„Ich erzähle Geschichten über das, was mich freut oder ärgert“

Wie finden Sie die Ideen für Ihre Filme?

Nicht ich finde die Ideen, sondern die Ideen finden mich. Sie springen mich an, klammern sich fest, sagen, sie seien wichtig und lassen sich nicht mehr abschütteln – bis ich letztlich einen Film mit ihnen mache.

Was bedeutet Ihnen das Filmemachen?

Ich habe das Glück, Filme drehen zu dürfen, ohne auf Produzentenwünsche, Regievorgaben, Einschaltquoten und Gewinnaussichten achten zu müssen. Ich erzähle einfach Geschichten über das, was mich freut oder ärgert.

Seit wann drehen Sie Filme? Was haben Sie früher beruflich gemacht?

Zur Geburt unseres ersten Sohnes 1960 kaufte ich meine erste Normal-8-Kamera. Für meine Frau und mich bestimmt seit dieser Zeit der Film stark unser Leben. Inzwischen sind wir zusammen 164 Jahre alt geworden. Als Werbegrafiker mit Liebe zur Aquarellmalerei hat sich mir häufig der Animationsfilm als wertvolles Gestaltungsmittel angeboten.

Wie erleben Sie den Austausch mit den jungen Filmschaffenden beim Bundes.Festival.Film.?

Ich kenne national und international kein Filmfestival, auf dem, nach Ausklammern der Papis, der Kontakt zwischen Opas und Enkeln so erfrischend gepflegt wird wie bei diesem jährlichen Wettbewerb. Bei der Podiumsdiskussion auf dem Festival in Gera fragte mich eine Neunjährige ganz offenherzig, wie lange ich denn das Filmemachen noch machen wolle. Ich antwortete, solange ich das noch kann, denn ich hätte noch eine Menge zu erzählen. Bei der Preisverleihung saß sie dann, übrigens ein Mitglied der Moviebande aus Bayern, direkt vor mir. Für die Autoren gab es, neben den eigentlichen Preisen, jeweils eine große Tüte mit Gummibärchen. Was aber soll ein Opa mit so einer Tüte, wenn vor ihm eine ganze Bande bärchensüchtiger Moviemacher sitzt? Ich hab ihr daher mein Geschenk geschenkt.
Ein 20-jähriger Student bemerkte: „Mit den Filmen, die Sie machen, müssen Sie ja depressiv werden!“ „Ganz im Gegenteil“, hab' ich geantwortet, „der Film ist für mich das Ventil, um Dampf abzulassen!“

Was möchten Sie jungen Menschen auf den Weg geben – und was den älteren?

Mein Tipp für Junge: Auf der grenzenlosen Spielwiese der Phantasie selber kreativ zu werden ist allemal spannender und wertvoller als vom Medienmarkt Vorgedachtes abzurufen. „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!“, sagte schon Albert Einstein.

Die Erfahrung eines Alten ist – das als Tipp für meine Generation – Geld und Technik machen keine Filme! Von den Jungen hab' ich filmisch in all den Jahren mehr gelernt als von den Alten und ich lerne immer noch dazu.

 

Weitere Infos

Ausschnitte aus den Filmen von Horst Orlich, Interviews mit ihm sowie weitere Informationen finden Sie im Archiv des Wettbewerbs.

Schwarzmalerei (2013), Intensivstation (2012), Der alte Engel (2008), Die andere Seite (2007), Es war einmal ... (2006), Zeitraum (2005), Verzauberte Zeiten (2004)

 

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